Maxim Seloujanov: Infiorata
Das videopoetische Werk „Infiorata“ widmet sich dem Thema Umwelttransformation, Entität und Gender in der Musik. Seinem Titel nach stellt es eine abstrakte Anspielung an die Konzeption des katholischen Sakramentes als Wechselbeziehung zwischen den erkennbaren und unerkennbaren Realitäten in Anlehnung an die Fragenstellung der Quantenphysik dar.
Durch die alltäglichen menschlichen Versuche die Umwelt zu erneuern, werden Instabilität und Unvollkommenheit – durch unsere Betrachtung reflektiert – in sie eingebracht. Dabei entstehen Welten, die durch die Position ihres Betrachters voneinander abgegrenzt werden. Eine mittelbare Beobachtung der Umwelt – durch eine Linse, im weitesten Sinne dieses Wortes – schafft eine Relation oder sogar ein Äquivalent zwischen einer Pseudorealität und einer Pseudovirtualität. Jede Erneuerung (oder auch eine Pseudoerneuerung) schafft eine Umweltentropie.
Die aktive Werkebene soll in unsere Umweltkollusion reflektieren, die eine Art permanenter Annektierung der Naturräume ist, die uns nicht gehören. Nach Werner Heisenberg sollen wir allerdings beachten, dass die Umwelt, die wir beobachten und vervollkommnen wollen, nicht die eigentliche Umwelt ist, sondern eine solche, die durch unsere Fragestellung entsteht. Die Frage, ob eine jede solche Absicht gleich eine Störung des Gleichgewichtes bedeutet, wird ausschließlich durch die Position des Betrachters bestimmt. Was außer seiner Betrachtung besteht, bleibt dabei verborgen.
Biografie des Autors:
Maxim Seloujanov ist ein österreichischer Komponist und Künstler russischer Herkunft. Er studierte Komposition am Salzburger Mozarteum in der Klasse von Boguslaw Schaeffer. Sein vielfältiges künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch eine Zugehörigkeit zu verschiedenen kulturellen Räumen aus. In seinem Werk bezieht er sich sowohl auf die russische Kultur als auch auf Errungenschaften der westlichen Avantgarden. Seine Werkliste umfasst hunderte Musikwerke verschiedener Gattungen, zahlreiche Bilder, visuelle und multimediale Arbeiten. Zu seinen Auftraggebern gehörten u.a. die Bayerische Staatsoper, Südwestrundfunk, OENM, Festival Ensemblia (Mönchengladbach), A*DEvantgarde Festival (München), Cantiere Internazionale di Montepulciano, ALTANA Kulturstiftung (Bad Homburg), Pegnitzschäfer-Klangkonzepte (Nürnberg), Max Brand Ensemble (Wien).
Maxim Seloujanov ist Laureat mehrerer internationaler Auszeichnungen und Preise. Darunter Theodor-Körner-Preis (Österreich, 2002), das Musikstipendium der Landeshauptstadt München (2004). 2006 war er Stipendiat der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo.
Seloujanovs bildnerische und visuelle Arbeiten wurden während seines Aufenthalts in der Villa Massimo in Rom 2006 regelmäßig präsentiert. 2007 stellte der Künstler seine multimediale Arbeiten im Sinclair Haus der ALTANA Kulturstiftung, Bad Homburg („Auriculariosa“) und im Martin-Gropius-Bau Berlin (“Das Malchusohr”) aus. Darüber hinaus waren seine visuelle Werke beim Festival Contemporanea Teatro Nuovo Giovanni (Udine, Italien, 2010, 2012), und bei der Art Academy of Cincinnati (USA, Ohio, 2011), im Zverev Zentrum der zeitgenössischen Kunst in Moskau (2019) präsent.
Interpreten und Ort:
- Weiping Lin (Violine), Arne Kircher (Violonello), technische Realisierung Jüri Sorokin
- Wien